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Mit dem Multi Hub Westfalen soll in Hamm auf der Fläche des alten Rangierbahnhofs wieder ein Drehkreuz des europäischen Güterverkehrs entstehen. Denn um eine klimafreundliche Verkehrs- wende zu realisieren und die Wirtschaft nicht durch Lieferengpässe stocken zu lassen, gibt es nur eine Lösung: runter von der Straße, rauf auf die Schiene.

In der Entwicklungsagentur für nachhaltigen Güterverkehr Hamm GmbH laufen die Fäden zusammen, um die Interessen der Stadt Hamm, der DB Cargo AG und anderer Beteiligter unter einen Hut zu bringen und das Mega-Projekt im Sinne aller Beteiligten voranzutreiben. Geschäftsführer der Gesellschaft sind Marc Berendes von der IMPULS und Thomas Hesse von der DB Cargo AG. Im Interview erläutern sie die Perspektiven, die der Multi Hub Westfalen eröffnet. Die Geschäftsführung der Entwicklungsagentur für nachhaltigen Güterverkehr verlangt von Ihnen großes Engagement und langen Atem. Was treibt Sie an? Marc Berendes: Die große Bedeutung des Projekts. Im Alltag erlebe ich immer wieder Momente, die mich aufs Neue motivieren. Zwei Beispiele möchte ich nennen. Erstens: Ich bin mit meiner Familie über Pfingsten für ein paar Tage nach Holland gefahren und war – wieder einmal – erschrocken, wie viele Lkws auf den Autobahnen fahren und wie lange wir für die Fahrt gebraucht haben. Die ADAC- Staubilanz für 2022 hat 474.000 mal Stau oder stockenden Verkehr von 733.000 Kilometern ermittelt – das entspricht mehr als 18 Weltumrundungen. Und zweitens: Wir sanieren aktuell unser Haus und merken sehr deutlich, wie sich der Fachkräftemangel im Handwerk auswirkt.

Lange Wartezeiten in Restaurants oder zu wenig Pflegekräfte – der Personalmangel ist mittlerweile breit gefächert und geht über die Bauindustrie, über die Produktion und die technischen Berufe hinaus. Vor allem im Be- reich der Logistik zeigen sich die demografischen Entwicklungen. Aktuell fehlen in Deutschland rund 70.000 Lkw-Fahrer auf dem Markt, wie eine Studie über Kapazitäts- engpässe in der Logistik mit Schwerpunkt Fahrpersonal kürzlich ergeben hat. Beide Beispiele verdeutlichen die Notwendig- keit des Multi Hub Westfalens: Mit der Transformation des ehemaligen Rangierbahnhofs zur multimodalen Logistikdrehscheibe sollen in der ersten Baustufe bis zu 170.000 Lkw- Fahrten über den neuen Multi Hub auf die Schiene gebracht werden. Das schafft mehr Platz auf den Straßen und schont das Klima. Ein Güterzug erspart der Umwelt nicht nur 52 Lkw-Fahrten, sondern begegnet auch dem Fahrermangel im Fernverkehr. Thomas Hesse: Die Logistik gehört zu den Schlüsselbranchen einer erfolgreichen und insbesondere nachhaltigen Volkswirtschaft. Gerade für eine Exportnation wie Deutschland ist sie unverzichtbar und trägt einen ent- scheidenden Beitrag zu der Gesamtwirt- schaftsleistung bei – in Deutschland ist sie etwa die drittgrößte Branche und damit auch einer der wichtigsten Arbeitgeber. Wenn Logistikketten gestört sind, hat das gravierende Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft und auch auf das Alltagsleben der Menschen. Wie groß diese sind, konnte man Ende 2021 in Großbritannien sehen. Plötzlich wurde an den Tankstellen der Sprit knapp. Auch die Corona-Pandemie führte zu gestörten Logistik- und Produktionsprozes- sen mit der Folge, dass auch hierzulande in den Geschäften manche Regale leer blieben. Deswegen sind Vorhaben wie der Multi Hub Westfalen für eine resiliente und nachhaltige Logistik von großer Bedeutung. Wir haben hier in Hamm die deutschlandweit größte noch intakte Bahnflächenreserve von rund 60 ha mit direkt angrenzenden Gewerbe- und Industrieflächen. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass im Kontext der bundesweit not- wendigen Infrastrukturinvestitionen die Bahn auch den Standort Hamm mit in den Fokus nimmt. Ich sehe die einmalige Chance, dass der Multi Hub Westfalen in Verbindung mit dem schon bestehenden Maxi Terminal Hamm und den aktuellen Entwicklungen im Hammer Hafen ein multimodales Drehkreuz einer klimafreundlichen Logistik wird.

Welche Rolle spielt dabei die Entwicklungsagentur?

Marc Berendes: Durch die Gründung der Entwicklungsagentur für nachhaltigen Güterverkehr Hamm GmbH haben sich die Gesellschafter entschieden, den Weg zur Realisierung des Multi Hub Westfalens gemeinsam zu gehen. Das ist sinnvoller, als vonseiten der Stadt Hamm nur als anzuhörende Behörde von außen auf das Projekt zu schauen. Die gemeinsame Entwicklungsgesellschaft ist der Hebel, um mitzugestalten und auf die wirtschaftlichen Entwicklungen der Stadt Einfluss zu nehmen.

Thomas Hesse: Der Umstieg auf einen nachhaltigen Güterverkehr ist Herausforderung und Chance zugleich für den Wirtschaftsstandort Hamm. Die Revitalisierung des ehemaligen Rangierbahnhofs ist das Herzstück dieser Entwicklung – und zugleich der Motor. Beim Stadtempfang hat Frau Dr. Nikutta als Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG geschildert, mit welcher Dynamik die DB Cargo AG das Projekt des Multi Hub verfolgt. Mit der Entwicklungsagentur sind wir in der Lage, diese Dynamik aufzugreifen und die Aktivitäten aller Beteiligten zu koordinieren und gemeinsam weiter voranzutreiben.

Wie haben Sie die Messe „transport logistic“ erlebt?

Marc Berendes: Die transport logistic in München ist weltweit die Leitmesse für Logistik und Tranport. Dort das Interesse auf unser Projekt in Hamm zu lenken, biot einmalige Chancen. Herr Oberbürgermeister Marc Herter wurde von der DB Cargo AG gebeten, gemeinsam mit dem Vorstand der DB Cargo AG die Pläne für den Multi Hub Westfalen vorzustellen. Das ist auf mehreren Ebenen gut gelungen. Automatisierung, Digitalisierung und alternative Antriebe sind keine Zukunftsmusik mehr, sondern waren in München sichtbar.

Was ich dort an Technologien und Ideen se hen konnte, ist wirklich spannend und entspricht dem Gesellschaftszweck der Agentur. Wir hier in Hamm sollten den Spirit mitnehmen, den die Messe vermittelt hat. Ich glaube, dass die Logistikbranche starke Impulse in herausfordernden Zeiten setzen wird und uns dem Ziel näher bringt, eine von Innovationenund guter Arbeit geprägte Wirtschaft zu realisieren. Und wir sind gemeinsam auf einem guten Weg dahin. Ich freue mich bereits auf die nächste Messe 2025. Bis dahin haben wir in Hamm hoffentlich bereits richtig losgelegt und können dort noch einmal ganz anders auftreten.